48. Economic Conference
Kriselnde Medien – gefährdete Demokratie
Ann Marie Lipinski
«The Future of Journalism is the Future of Democracy»
Susanne Gaschke
«Die Zukunft des Journalismus und die Zukunft der Demokratie»
«The Future of Journalism is the Future of Democracy»
«Die Zukunft des Journalismus und die Zukunft der Demokratie»
Welche Rolle spielen die Medien, insbesondere die traditionellen Medien, bei der demokratischen Meinungsbildung? Diese Frage stand im Mittelpunkt der 48. Wirtschaftskonferenz der Progress Foundation. Einleitend wies ihr Präsident Gerhard Schwarz darauf hin, dass der Journalismus unter dreifachem Druck steht. Da ist zum einen der große wirtschaftliche Druck. Alle stocherten im Nebel herum und versuchten, Kosten zu sparen. Das führe zu Fusionen, vor allem zu Einsparungen beim Journalismus, zum Ausbluten von Redaktionen, zur Ausdünnung von Inhalten und zu einer abnehmenden Bereitschaft, journalistische Tiefe zu bieten. Dies hängt mit dem technologischen Druck zusammen. Informationen und Wissen sind weltweit gleichzeitig verfügbar, und vieles von dem, was früher von Journalisten erledigt wurde, wird heute von Algorithmen erledigt. Das Sammeln und Verarbeiten von Informationen ist einfacher geworden und erfordert kaum noch Einfallsreichtum und Fingerspitzengefühl. Sachliche und journalistische Kompetenz scheint allenfalls noch für die Einordnung von Fakten erforderlich zu sein. Und schließlich ist da noch der Druck der Inhalte. Die aufklärerische Suche nach der Wahrheit wird erschwert, weil das ständige Bombardement von Fake News die Wahrheit vernebelt, die Sprach- und Denkverbote der politischen Korrektheit die Benennung von Fakten unmöglich machen und der moralisierende Mainstream die ideologische Debatte, die zugleich der Wahrheitssuche dient, weggespült hat.
Die amerikanische Journalistin Ann Marie Lipinski, Leiterin der Nieman Foundation for Journalism an der Harvard University, betonte, dass die Zukunft der Demokratie mit der Zukunft des Journalismus zusammenhängt, und veranschaulichte anhand von Zitaten verschiedener US-Präsidenten sowie von Beispielen anderer Staats- und Regierungschefs das schwierige und fragile Verhältnis zwischen Medien, Macht und Politik. Die deutsche Journalistin (und kurzzeitige Lokalpolitikerin) Susanne Gaschke sagte, dass die Probleme in der Medienbranche zu einem großen Teil selbstverschuldet seien. Die Verleger hätten sich zu wenig mit dem Internet und der Digitalisierung und deren Chancen und Risiken auseinandergesetzt. Scharfe Kritik übte Gaschke an Journalisten. Einige von ihnen seien besserwisserisch, kritikunfähig und oft nicht kompetent genug. Gaschke hält die Anonymität im Internet und in den sozialen Medien für geradezu verheerend für die politische Kultur. Sie führe zu Verrohung und dem Verlust jeglicher Verantwortung. (Eine gekürzte Fassung der Rede von Frau Gaschke wurde in der NZZ am 19.5.19 veröffentlicht).
Referat von Ann Marie Lipinski
Journalistin und Kuratorin der Nieman Foundation for Journalism, Harvard
Referat von Susanne Gaschke
Journalistin, Publizistin und Autorin