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In den Medien
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04.05.2019

Medien und Journalismus in der Krise

Gerhard Schwarz
NZZ

Die deutsche Journalistin und ehemalige Oberbürgermeisterin von Kiel referierte an der 48. Economic Conference, die am 3. Mai 2019 im Metropol in Zürich stattfand, über den Zustand der deutschsprachigen Medienwelt, über die Medienunternehmen, vor allem aber über die Leserschaft, die Journalisten und die an Informationen interessierte Öffentlichkeit. Die Medienbranche habe mit stark rückläufigen Auflagen zu kämpfen, konstatierte Gaschke. Dies sei nicht nur eine Zeiterscheinung, sondern zumindest teilweise selbstverschuldet, da sich die Medien nicht genügend Gedanken über das Internet, die Digitalisierung und deren Möglichkeiten und Risiken gemacht hätten. Die Leserschaft habe nur geringes Vertrauen in die Medien, wie Umfragen zeigten. Vor allem Online-Medien und Social Media würden vielfach als nicht vertrauenswürdig empfunden.

Die Journalisten seien wenig kritikfähig. Während sie selbst oft scharf austeilten, reagierten sie auf Kritik sehr empfindlich. Eine besserwisserische Attitüde paare sich mit einem Mangel an Selbstkritik. Der Fall des Spiegel-Journalisten Claas Relotius sei zwar recht medienwirksam aufgearbeitet worden, aber die notwendigen tiefergehenden strukturellen Veränderungen in der Medienbranche seien weitgehend ausgeblieben. Da eine gute Medienlandschaft auch Voraussetzung für eine funktionierende und demokratisch organisierte Öffentlichkeit sei, befinde sich auch die Demokratie und die politische Kultur in einer Krise. Für besonders verheerend hält Gaschke die Anonymität im Netz und in den sozialen Medien. Man müsse sich überlegen, ob man diese Anonymität nicht aufheben wolle, denn die Verrohung der Sitten in den neuen Medien habe mit ihr wesentlich zu tun.