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Kleinstaat Schweiz – Auslauf- oder Erfolgsmodell?

Was macht einen Kleinstaat aus? Welche Wege sind für einen Kleinstaat wie die Schweiz tatsächlich umsetzbar? Wie viel Eigenständigkeit ist sinnvoll und möglich? Was bedeutet es für die Schweiz, wenn Europa politisch kippt?

In diesem Buch setzt sich die interdisziplinäre Autorenschaft mit dem Phänomen Kleinstaat auseinander, skizziert Denkanstösse und Lösungsalternativen. Ein zwingender und dringender Beitrag zur aktuellen Positionierungsdebatte der Schweiz auf dem europäischen Kontinent und in der Welt.

Herausgeber:
Konrad Hummler
Franz Jaeger
Autoren:
Carl Baudenbacher
Thomas Bieger
Mathias Binswanger
Micheline Calmy-Rey
Reiner Eichenberger
Heinz Hauser
Karen Horn
Martin Janssen
Beat Kappeler
Hermann Lübbe
Daniel J. Mitchell
Robert Nef
Christoph Schaltegger
Urs Schoettli
Gerhard Schwarz
Rainer J. Schweizer
Hans-Werner Sinn
Michael Wohlgemuth
Stefan C. Wolter
Verlag:
NZZ Libro (E-Book)
Erscheinungsjahr:
2017
ISBN:
978-3-03810-306-6
Preis:
28.80 Fr.
Dieses Buch kaufen
Berichterstattung in den Medien
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Die Schweiz Schweiz sein lassen
Gerhard Schwarz, Thema Vorarlberg, 07/10/2017
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Alle gewinnen, wenn die Schweiz die Schweiz bleibt
Gerhard Schwarz, Basler Zeitung, 16/08/2017
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“Die Schweiz darf selbstbewusster sein – sie muss“
Konrad Hummler, Swissinfo, 07/07/2017
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Le «petit Etat» suisse, un modèle dépassé?
Emmanuel Garessus, Le Temps, 28/06/2017
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«Ich bin für die freie Zuwanderung von Ideen»
Franz Jäger, Migros-Magazin, 26/06/2017
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TalkTäglich, TeleZüri, 28.06.2017 Kleinstaat Schweiz – Auslauf- oder Erfolgsmodell?
Interview mit Konrad Hummler, Ludwig von Mises Institut Deutschland, 23/06/2017
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Fast die Hälfte unserer Wirtschaft ist nicht in Europa
Konrad Hummler, Blick, 21/06/2017
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Wie eigenständig kann und soll das schweizerische Bildungswesen sein?
Gerhard Schwarz, NZZ, 01.08.2020
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Der grosse Vorteil von kleinen Staaten
Michael Rasch, NZZ, 13.07.2017
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Was die EU an der Schweiz hat
Gerhard Schwarz, FAZ, 28.07.2017
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Kleinstaat Schweiz
Konrad Hummler und Franz Jäger, Talk Täglich, 28.06.2017
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Plädoyer für den Schweizer Weg
Daniel Zulauf, Luzerner Zeitung, 25.06.2017
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Was von der EU übrigbleibt
Konrad Hummler, Weltwoche, 21.06.2017
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Supranational entrechteter oder souveräner Nationalstaat?
Gerhard Schwarz, NZZ, 01.12.2017

Kapitelauszüge

Hans-Werner Sinn im Gespräch mit Franz Jäger

Hans-Werner Sinn stellt im Gespräch mit Franz Jaeger grundsätzliche ökonomische Überlegungen zur Migration in Europa an. Angesichts der Alterung der Gesellschaft werde oft vorgebracht, dass Immigration die Sozialwerke sichere: Immigranten zahlten Steuern und Abgaben, bspw. an die AHV, und füllten damit das Finanzierungsloch, wenn die Babyboomer-Generation in Rente gehen werde. Sinn ist der Ansicht, dass es höchst fraglich ist, ob für die einheimische Bevölkerung eines Landes durch die Immigration ein Nettogewinn resultiert. Die Statistiken zeigten, dass eine Mehrheit der Migrationsbevölkerung in Europa unterdurchschnittliche Einkommen erwirtschafte und damit Nettoempfänger von staatlichen Leistungen sei.

Sozialstaatlichkeit, freie Migration und sozialstaatliche Inklusion der Immigranten seien Gegensätze, meint Sinn: Durch die Einbettung der Migrationsbevölkerung in den Sozialstaat entstehe eine ökonomisch unsinnige Sogwirkung. Die Migranten würden naturgemäss versuchen, in die grosszügigsten Sozialstaaten einzuwandern. Deshalb müsse man hier Beschränkungen und strengere Regeln festlegen, weil sonst die Lasten des Sozialstaates nicht mehr getragen werden könnten und das Wohlstandsniveau allgemein sinken würde. Aus diesem Grund sei auch die Personenfreizügigkeit kein überzeugendes Konstrukt. Gemäss Sinn führt der freie Personenverkehr nur zu einer Angleichung der Lebensstandards in der EU, er bringt aber kein Wohlstandswachstum. Ausserdem unterlaufen die Migartionsströme die Eigentumsgarantie. Es gibt nicht nur privates Eigentum, sondern auch Eigentum an Klubgütern, die ein Gemeinwesen über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte aufgebaut hat. Zu diesen Klubgütern zählt nicht nur das Vermögen im engeren Sinne wie Gebäude, Strassen oder Staatsunternehmen, sondern mindestens ebenso das immaterielle Vermögen in Form von Institutionen und Werten. Wenn man die Bevölkerung eines Gemeinwesens als legitime Eigentümerin dieser Klubgüter ansieht, ist es ihr Recht, ja mit Blick auf ein friedliches Zusammenleben geradezu ihre Pflicht, zu bestimmen, wer ausser ihr selbst auf welche Weise und unter welchen Bedingungen zu diesen Klubgütern Zugang haben darf. Dies ist mit einer völligen Personenfreizügigkeit gegenüber der EU eigentlich nicht vereinbar.

Der ganze Text ist hier als PDF erhältlich:

Hans-Werner Sinn im Gespräch mit Franz Jaeger

Hermann Lübbe

Der Philosoph Hermann Lübbe analysiert in seinem Beitrag zu unserem Buch „Kleinstaat Schweiz – Auslauf- oder Erfolgsmodell?“ die Globalisierungstendenzen. Die Evolution unserer Gesellschaft und ihrer technischen Errungenschaften lasse sich als „Netzverdichtungsgeschichte beschreiben“, meint Lübbe. In erster Linie breiteten sich mit Blick auf den Handel und die Informationsübertragung die Verkehrsnetze aus; heute finde diese Entwicklung vor allem bei den Datenverkehrsnetzen statt. Solche Modernisierungsvorgänge würden aber nicht nivellierend, sondern differenzierend wirken. Zwar steigere sich der Vernetzungsgrad und die Freiheit zum Informationszugang, doch der vielfältige Gebrauch dieser Freiheiten erzeuge umso vielfältigere Resultate. Gerade weil sich die Welt immer mehr vernetze, wachse der menschliche Bedarf an Selbstbestimmung und Autonomie. Dies bilde sich in der Entwicklung zu einer zunehmend pluralistischen Staatenlandschaft und in der wachsenden Föderalisierung ab. Heutzutage gibt es eine um ein Vielfaches höhere Zahl souveräner Staaten als vor 100 oder 200 Jahren. Zudem sind die verbliebenen Grossflächenstaaten grösstenteils föderalistisch strukturiert. Die Europäische Union und ihre Integrationsbemühungen wirkten vor diesem Hintergrund eher anachronistisch, wie ein vergebliches Aufbäumen gegen eine unvermeidbare Entwicklung zur Pluralisierung. Jene, die auf nationale Selbstbestimmung pochten, seien also nicht von vorgestern, im Gegenteil: Die Rückwärtsgewandten und die Zukunftsscheuen seien eher jene, die die Bemühungen nach Pluralität und Autonomie mit allen Mitteln zu unterbinden versuchten.

Der ganze Text ist hier als PDF erhältlich:

Selbstbestimmt weltverbunden

Rainer J. Schweizer

Zu Beginn eines jeden Jahres verringert sich in diversen Kantonen die Zahl der Gemeinden aufgrund von Gemeindefusionen. Dies lädt zum Nachdenken über Gemeindeautonomie und Föderalismus ein, zumal die Gemeinden als Kern der lokalen Selbstverwaltung eine staatstragende Rolle einnehmen. Der emeritierte Rechtsprofessor Rainer J. Schweizer, dessen Beitrag in unserem Buch „Kleinstaat Schweiz – Auslauf- oder Erfolgsmodell?“ zu lesen ist, macht sich grundsätzliche Gedanken zum Zustand des schweizerischen Föderalismus.

Zentrales Element ist gemäss Schweizer das Subsidiaritätsprinzip, das sogar in unserer Bundesverfassung verankert ist. Das Subsidiaritätsprinzip fördere zum einen die Eigenständigkeit der Kantone sowie Gemeinden und zum anderen die Wirtschaftlichkeit der öffentlichen Leistungserbringung. Dazu gehöre auch der Wettbewerb der Ideen in diversen Bereichen wie bspw. der Steuerpolitik. Doch einer der wichtigsten Vorteile eines solchen Föderalismus sei, dass dadurch die kulturelle, sprachliche oder religiöse Pluralität eines Landes gesichert werden könne.

Schweizer nennt aber auch einige kritische Punkte des schweizerischen Föderalismus. So sei es ungünstig, wenn die Unterschiede der Bevölkerungszahlen zu gross seien und dies zu grossen Unterschieden im politischen Gewicht der Kantone führe. Die kantonalen Direktorenkonferenzen seien ebenso wie kommunale Agglomerationsverbände bürokratische Strukturen mit einer Tendenz zu reinen Verwaltungsentscheiden ohne demokratische Legitimation und mit ungenügender Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit. Der Föderalismus habe dadurch an Stellenwert verloren.

Der ganze Text ist hier als PDF erhältlich: