Der Bildungsökonom Stefan C. Wolter erläutert in einem Beitrag, der in unserem Buch „Kleinstaat Schweiz – Auslauf- oder Erfolgsmodell?“ erschienen ist, die Internationalisierungstendenzen im schweizerischen Bildungssystem. Solche Tendenzen bergen laut Wolter für einen Kleinstaat wie die Schweiz zwar immer die Chance, sich im globalen Wettbewerb behaupten zu können.
Allerdings sei die Schweiz auch mit ihren Eigenheiten erfolgreich unterwegs, besonders mit der Berufslehre. Dieses Modell der Berufsbildung sei mittlerweile auch in anderen Ländern auf Interesse gestossen, beispielsweise in den USA. Dadurch sei eine schweizerische Eigenheit quasi zum Exportschlager geworden. Dass die Berufslehre sich den internationalen Bildungstrends widersetzen konnte, liege in erster Linie daran, dass die Schweizer Bevölkerung ein hohes Vertrauen in die Qualität und Werthaltigkeit dieses Bildungswegs habe.
Doch die Globalisierungstendenzen seien nicht aufzuhalten: Einerseits sei durch die Digitalisierung der Zugang zu Bildungsangeboten stark erleichtert worden, was weltweit einen globalen Ausbau der Bildung mit sich gebracht habe. Anderseits seien die Bildungsanbieter dadurch sowie durch die zunehmende Globalisierung der Wirtschaft in einen immer internationaleren Wettbewerb gedrängt worden. Die Wirtschaft setze vermehrt auf international anerkannte und renommierte Bildungsabschlüsse. Zudem sei sich auch die heimische Bevölkerung bewusst, dass international anerkannte Abschlüsse einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt gewährten als nationale Abschlüsse, deren Wert und Qualität unbekannt seien oder geringgeschätzt würden. Deshalb steht Wolter Bestrebungen, die Harmonisierung im Bildungsbereich rückgängig zu machen oder sich internationalen Trends zu versperren, skeptisch gegenüber, denn dadurch werde die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz geschwächt.