In Zeiten von Finanzkrisen und Covid-19 haben die Regierungen ihre Ausgaben kontinuierlich und stark erhöht. Bislang wurden diese Ausgaben grösstenteils durch Schulden und in vielen Fällen durch die Zentralbanken finanziert. Früher oder später wird der Staat jedoch auf Steuern zurückgreifen müssen, um seine Ausgabenerhöhungen zu finanzieren.
Zentralisierung und Steuerharmonisierung, die bereits seit der Finanzkrise von führenden Regierungen und internationalen Institutionen vorangetrieben werden, werden auf der politischen Agenda weiter nach oben rücken. In diesem Zusammenhang wurden weitere Schritte zur Einführung einer globalen Mindeststeuer für Unternehmen unternommen. Gleichzeitig gilt Wettbewerb als eines der wenigen wirksamen Instrumente zur Kontrolle politischer und staatlicher Macht. Institutioneller Wettbewerb ermöglicht es Regierungen auch, näher an den Bedürfnissen und Präferenzen ihrer jeweiligen Bevölkerung zu sein und fördert politische Innovation.
Es gibt zahlreiche Studien, die die Vorteile des Wettbewerbs zwischen Jurisdiktionen aufzeigen, insbesondere auf nationaler Ebene in Form des Steuerföderalismus. Beispiele hierfür sind die USA und die Schweiz, wo die Aufteilung der Steuer- und Ausgabenkompetenzen auf mehrere Regierungsebenen seit langem gute Ergebnisse zeigt. Aber gelten diese Erkenntnisse auch noch in Zeiten von Wirtschaftskrisen, Nullzinsen und moderner Geldtheorie? Kann Steuerwettbewerb überhaupt ein sinnvolles Konzept für supranationale Organisationen wie die Europäische Union sein? Inwieweit wird der Druck zur Harmonisierung der Steuern und möglicherweise sogar der Staatsausgaben funktionieren? Und welche Auswirkungen hat dies auf Länder, die fiskalisch dezentral organisiert sind?