«Je planmässiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen (Dürrenmatt) oder: Renaissance des Versicherungsprinzips?»
Referat von Matthias Haller
Gründer und Präsident der Risk Dialogue Foundation
Nichts dem Zufall überlassen“: Diese Schlagzeile aus einer Bank-Publikation zum Financial Risk Management reflektiert das übliche Verständnis von „Zufall und Planbarkeit“ sowie der damit verbundenen Sehnsucht nach Kontrolle. So verständlich der Wunsch nach Schutz vor unliebsamen Zufällen, so verführerisch ist die Vorstellung, ungewollte Unsicherheit mit guter Planung beseitigen zu können. Doch wie sehr lässt sich der Zufall überhaupt beherrschen und was passiert, wenn wir glauben, ihn ins Reich des Vernachlässigbaren verbannt zu haben? Die Risikokontrolleure im Finanzwesen führten uns in den letzten Jahren eine Paradoxie vor Augen: Genau dort, wo man meinte und hoffte, immer besser kalkulieren zu können, sprich Risiken und Zufälle einzudämmen, wurde man seriell von grossen „Zufällen“ überrannt. Ziel dieses Beitrags ist es, Missverständnisse um Zufall und Planbarkeit klärend zu ergründen. Deshalb trete ich eine Reise durch die (Geistes-)Geschichte des „Zufalls“an. Sie zeigt die folgenreiche Verschiebung der Perspektive zwischen Gefahren und Chancen im Risikoverständnis auf. Sie beleuchtet die trügerischen Sicherheiten und verheerenden Konsequenzen des vermeintlich zufallsgeschützten Finanzmarktes. Und, sie mündet in die Empfehlung, Risiko als mehrdimensionale, dynamische Grösse zu verstehen und den Blick auf die „schlimmstmöglichen Entwicklungen“ (Dürrenmatt) nicht auszuklammern.
Hier finden sie den Redetext des Referates als PDF:
Redetext