Libertärer Paternalismus greift immer mehr um sich. Er nutzt z.B. Erkenntnisse der Verhaltensökonomie, um Menschen zu gesünderen Entscheidungen zu bringen, ohne ihre Freiheit direkt einzuschränken. Ein treffendes Beispiel hierfür sind die gesundheitspolitischen Fördermassnahmen des Bundes. Mit Kampagnen gegen das Rauchen, den Alkoholkonsum und ungesunde Ernährung sollen die Menschen zu gesünderen Entscheidungen bewegt werden.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) führt zahlreiche Programme durch, um das Gesundheitsverhalten der Bevölkerung zu beeinflussen und um Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern, die einen Grossteil der Gesundheitskosten verursachen bzw. dieses sehr belasten.
Die Krux an der Sache: Selbst, wenn effektiv feststünde, dass jemand sein Leben mutwillig verkürzt, wer er ein paar Gläser zu viel trinkt oder lieber auf dem Sofa liegt statt auf der Finnenbahn zu rennen, darf ein liberaler Staat dem Bürger keine Vorschriften machen, sofern dieser die Folgen selber trägt.
Denn im liberalen Staat entscheidet der Einzelne über seine Präferenzen. John Stuart Mill meinte bereits vor 157 Jahren, die Gemeinschaft dürfe nur Macht über den Einzelnen ausüben, um Nachteile für die anderen zu verhindern: «Er kann nicht rechtlich gezwungen werden, etwas zu tun oder zu unterlassen, weil es besser für ihn wäre.»