Der Wirtschaftspsychologe Erich Kirchler zeigt im Buch „Vertrauen – Anker einer freiheitlichen Ordnung“ der Progress Foundation die Wichtigkeit und den Facettenreichtum von Vertrauen. In der Ökonomie wird gemäss Kirchler Vertrauen als Ergebnis rationaler und nutzenmaximierender Überlegungen angesehen. Das habe im Vergleich zu kostenintensiven Vertragsabsicherungen, die notwendig würden, wenn Misstrauen herrsche, grosse Vorteile.
Vertrauen ist allerdings für den, der Vertrauen schenkt, immer mit Ungewissheit verbunden, schreibt Kirchler, denn es sei nicht klar, ob sich diejenige Person, der vertraut wird, auch tatsächlich vertrauensvoll verhalte. Ausserdem sei Vertrauen sogar mit einem gewissen Risiko verbunden, denn der Vertrauensgeber könne Schaden nehmen. Dort, wo das Vertrauen immer wieder gebrochen werde, komme es zu hohen Transaktionskosten, denn in von Misstrauen geprägten Gesellschaften müsse man sich mit bürokratischem Aufwand absichern und die Einhaltung der Abmachungen aufwendig kontrollieren. Dies habe nicht nur negative wirtschaftliche Konsequenzen, sondern könne auch politische Institutionen und ganze Staaten schwer beeinträchtigen. Deshalb betont Kirchler die enorme Wichtigkeit von Vertrauen nicht nur für ökonomische, sondern auch für staatliche Akteure.
Gemäss Kirchler ist die Wirtschaft nicht allein von auf Misstrauen fussendem, rationalem und nutzenmaximierendem Verhalten geprägt. Vielmehr werde häufig versucht, durch einen Vertrauensvorschuss ein kooperatives und für alle Seiten gewinnbringendes Verhalten zu fördern. Damit könne man die kostspieligen Folgen von bürokratischen und auf einer zu engen Rationalität basierenden Vertragsabsicherungen vermeiden.
Der Text ist hier als PDF verfügbar:
Erich Kirchler: Die Perspektive der Ökonomischen Psychologie
BUCH
Vertrauen – Anker einer freiheitlichen Ordnung (NZZ Verlag)