Christentum und Kapitalismus schliessen sich gegenseitig nicht aus, ganz im Gegenteil: „Gute Christen denken kapitalistisch“, meint Gerhard Schwarz. Die christlichen Kirchen sollten den Kapitalismus bestärken, denn eine liberale Wirtschaftsordnung fusst auf einem genuin christlichen Menschenbild. Der Mensch ist ein individuelles Wesen, das durch Gott mit gleicher Würde ausgestattet wurde. Die Marktwirtschaft ist eine Ordnung, der die Kirchen positiv gegenüberstehen müssten: Der Markt ist der Ort, an dem sich handelnde Individuen bewähren müssen. Eine solche Bewährung findet im Wettbewerb statt, der für Fortschritt und Wohlstand sorgt. Das Privateigentum als wichtige Grundlage des Liberalismus wird bereits in den zehn Geboten vorausgesetzt. Dem christlichen Denken entspräche auch eine kritische Haltung gegenüber weltlicher Herrschaft – und damit auch gegenüber einem ausufernden Staatsapparat. Der Staat solle soziale Gerechtigkeit garantieren, da der Kapitalismus für eine schlechte soziale Ungleichheit sorge, meinen viele Kirchen. Doch man darf Einkommensgleichheit nicht mit Gerechtigkeit gleichsetzen, denn Ungleichheiten sind Resultat eines dynamischen Wirtschaftssystems. Es braucht die Einsicht, dass eine durchgehend gerechte Weltordnung fern jeder Realität liegt: Statt das Paradies auf Erden zu erwarten, sollte der Freiraum der Marktwirtschaft wertgeschätzt werden.
Die Luzerner Universitätsrede Nr. 30 ist unten als PDF-Dokument verfügbar. Die Broschüre ist ebenfalls auf der Website der Universität Luzern verfügbar.
Luzerner Universitätsrede Nr. 30 – Dr. Gerhard Schwarz: Weder gottgleich noch dämonisch
Argumente für die Vereinbarkeit des Kapitalismus mit dem Christentum, Januar 2018